Abwaschen ohne Chemie
Es ist viel einfacher, als man denkt: Nach dem Gebrauch von Geschirr, Töpfen und Besteck spült man die Sachen kurz ab. Dann sammelt man, bis es sich lohnt und wäscht alles mit warmem Wasser ab. Fertig. Das Ergebnis ist sauber, wer Hochglanz will, poliert.
So mache ich das seit zwei Jahren, seitdem ich einen Sommer lang auf einem Floß auf der Schlei lebte und ohne Spülmittel abwaschen musste, weil es als Berufsöko nun mal nicht geht, Chemie direkt in ein Gewässer zu kippen. An Bord klappte es – mit Abstrichen – sogar mit kaltem Wasser. Dazu folgender Gedanke:
Generell gibt es drei Möglichkeiten, Dinge oder Körper zu reinigen: mechanisch, thermisch und chemisch. Wenn man die chemische Variante weglässt, bleiben also noch mechanisch und thermisch. Das bedeutet natürlich, dass ich mehr Arbeit hineinstecken muss, als wenn ich alles in den Geschirrspüler stelle. Der Mehraufwand gegenüber abwaschen mit Chemie ist dagegen zu vernachlässigen.
Stattdessen gibt es jede Menge Vorteile:
- Endlich mal ein gutes ökologisches Gewissen – yes.
- Keine Ausgaben für Spülmittel,
- und auch keine für Geschirrspüler, Tabs und Entkalker.
- Mehr Platz in der Küche und kein Maschinengeräusch.
- Kaum angebrannte Töpfe, weil sie nicht mehr entfettet werden (machen Profiköche auch so).
- Kein Chemiefilm auf den Tellern,
- keine spröden Hände,
- und die Spülbürste geht auch für Kartoffeln.
Natürlich ist mir klar, was alles dagegen spricht, z.B.:
Wo soll ich in meiner Küche denn das ganze Geschirr lassen?
Ja, es ist wirklich blöd, dass Küchen heute auf Maschinen ausgerichtet sind und Platz zum Abwaschen fehlt. Das müsste man ändern, vielleicht, wenn die Spülmaschine das nächste Mal kaputtgeht. Ich habe in meiner Küche drei Waschbecken, in einem wird das gebrauchte Geschirr gelagert und kann dort notfalls eingeweicht werden, im zweiten wird abgewaschen, das dritte ist für Gemüse und so.
In einem Familienhaushalt fällt zu viel Geschirr an.
In den meisten Haushalten fällt vor allem deswegen so viel Geschirr an, weil wir es gewohnt sind, die Maschine voll zu machen, bevor sie anfängt zu stinken. Wer Becher und Brettchen mit Namen hat, ein Buttermesser für alle und Töpfe nur sauber aber nicht rein braucht, wird erstaunt sein, wie selten die Spülmaschine laufen muss – und dann tatsächlich anfängt zu stinken.
Ist das nicht eklig?
Ja, es ist eklig, wenn man die Sachen vorher nicht abspült. Wenn also noch fette Reste an den Rändern kleben, entwickelt sich das Abwaschwasser schnell zur Brühe. Wenn nicht, nicht. Oder: Man wechselt das Wasser, wenn es eklig wird.
Kriege ich die Sachen denn überhaupt sauber?
Das ist das Erstaunliche: ja. Und ohne große Mühe.
Ist das nicht unhygienisch?
Ich wette, dass man in meinen Abwaschbecken weniger Keime findet als in einer Spülmaschine. Der Unterschied zwischen hygienisch und keimig liegt nicht in der Chemie, die wir nutzen, sondern in der Frage, ob das Geschirr an der Luft trocknen kann. Wer möchte, kann auch mal die leere Spülmaschine ein paar Tage lang schließen und dann eine Geruchsprobe nehmen.
Allerdings sollte man ein paar Sachen beachten:
- Butter verschmiert die Bürste. Vorher mit Küchenrolle abwischen.
- Fette in Fertigsoßen, z.B. eingelegtem Grillfleisch, gehen nicht mal mit Warmwasser ab. Seitdem ich das verstanden habe, mag ich sowas aber auch nicht mehr essen.
- Will man Gläser wie aus dem Geschirrspüler, muss man sie polieren. Wenn nicht, nicht.
- Besteck kriegt man gut mit der Bürste sauber, alles andere aber besser mit einem Lappen (der ist gründlicher).
- Um Bürste und Lappen zu desinfizieren, kippe ich abgekochtes Kartoffelwasser drüber.
Fazit: Es spricht einiges dafür, dass die vielbeworbene chemische Hygiene im Haushalt ein Fake der Schaumindustrie ist. Denn die eigentliche Waschkraft kommt vom Wasser – nicht von den Mitteln.