Einfach heizen
Seit gut einem Jahr lebe ich in einer Scheune, in dem rund 40 Quadratmeter großen, ehemaligen Kälberstall. Das ist ein wunderbarer Raum mit hohen Decken, großen Fenstern und einer beeindruckenden Balkenlage, so schön, dass ein Freund staunte: „wie in einem Atelier.“ Hatten es also schön, damals, die Kälber – heute ich.
Um die Bude einigermaßen zu isolieren, habe ich auf dem darüberliegenden Heuboden rund einen Meter Stroh aufgeschichtet, der wie eine dicke Mütze wirkt, und habe vor die einfachen Sprossenfenster zusätzliche Scheiben gestellt. Vor der Eingangstür hängt im Winter ein doppelter Vorhang. Zwar ist das alles noch nicht top, weitere Maßnahmen wären aber aufwändig und auch so hält sich die Wärme ganz gut.
Eine Heizperiode habe ich also hinter mir und kann eine erste Bilanz ziehen.
Einzige Heizquelle ist ein gusseiserner Holzofen von Morsö – der Mercedes unter den Öfen – und das ist gut so, weil er einen ordentlichen Job macht. Die angepeilten vier Kubikmeter Holz reichten jedoch nur bis Januar, obwohl der Winter gar nicht kalt war. Da ich noch keine Chance gehabt hatte, Brennholz selbst zu organisieren, musste ich kaufen. Für 80 Euro den Raummeter, was sich auf rund 500 Euro summierte und mir eindeutig zu viel war. Öl wäre wahrscheinlich billiger gewesen.
In den nächsten Jahren wird sich das aber legen, weil ich einen Wald gefunden habe, wo nach der Holzernte jede Menge Reste übrig geblieben sind. Ein Anruf genügte, ich darf da sammeln, muss nichts bezahlen. Mir ist es eh lieber, Äste zu nehmen, die man nur einmal halbieren muss, anstatt dicker Stämme, die kaum zu bewegen sind. Da ich im Wald ohne Kettensäge arbeite, brauchte ich einen Trick, um das Holz auf meinen Laster zu laden, und der ist so einfach wie effektiv: Nimm ein dickes Tau, mach eine Schlinge und leg sie um das Astende. So kann man Holz ziehen, das man keinen Meter getragen bekäme. Zuhause wird dann alles auf Ofengröße zerlegt.
Sollte das weiterhin so funktionieren, habe ich ab demnächst keine Heizkosten mehr, bleibe fit – weil es schon ziemlich anstrengend ist – und brauche mich um Preise für Energie nicht mehr zu kümmern. Wie schön, wenn einen Themen, die in den Medien heiß diskutiert werden, kalt lassen.
Mit einem Holzofen zu heizen, hat noch andere nette Vorteile. Zunächst aber der eine große Nachteil: Wenn du im Winter morgens aufwachst, ist die Hütte kalt. Und das kann einem, wenn man Zentralheizung gewohnt ist, schon die Stimmung versauen. Die Lösung ist aber gar nicht so schwierig, denn seitdem ich verstanden habe, dass du morgens eben nicht erst mal rumtüdeln und ins Badezimmer schlappen kannst, sondern dich als erstes in die Klamotten schwingst (die du abends ans Fußende legst, damit sie vorgewärmt sind), als zweites den Ofen anheizt und als drittes Heißwasser aufsetzt, seitdem ist das auszuhalten. Denn jetzt kommen die Vorteile:
Du verbrauchst tatsächlich nur die notwendige Energie.
An einem bollernden Ofen kann man sich viel besser aufwärmen als an einem Heizkörper, weil der einfach eine Bullenhitze abgibt, die direkt bis ins Rückgrat wirkt, was wunderbar ist, wenn du durchgefroren von draußen kommst.
In eine Ecke der Wohnung dringt kaum Wärme. Dort lagere ich die meisten Lebensmittel, was viel angenehmer ist als im Kühlschrank, weil sie nicht so kalt sind und eher vertrocknen als verschimmeln, also Gemüse, Obst, Kartoffeln. Der Kühlschrank ist meist halb leer, da kommen nur Fisch, Fleisch und Milch rein. In Wohnungen mit verteilten Heizkörpern und ausgeglichener Wärme ist das meist nicht möglich.
Da sich der Ofen nicht so gut regulieren lässt wie eine Heizung, ist es abends und wenn ich auch noch gekocht habe, oft so warm, dass ich im Unterhemd sitzen kann, was gerade im Winter ein feiner Luxus ist, den ich mir mit Zentralheizung nicht gegönnt habe.
Man tauscht also eine homogene, wohltemperierte Umgebung gegen etwas Unkomfort mit Bollerwärme.
Holz heizt ja klimaneutral, also ohne zusätzliche CO2-Anreicherung in der Atmosphäre und damit ohne Ökosorgen.
Plus: Da ich auf dem Land lebe, spielt der Feinstaub, der aus meinem Schornstein qualmt, ebenfalls keine Rolle, düngt stattdessen die Flächen, auf denen er niedergeht.