Frieden
Es waren einmal zwei Länder, und wie das zwischen Ländern so ist, trennte sie eine Grenze. Das ist nicht trivial, denn mal angenommen, es wären keine Länder, sondern nur Erde, Steine, Pflanzen, Tiere und Menschen, hätte es gar keiner Grenze bedurft.
Tatsächlich hat das Leben ewige Zeiten lang ohne Länder und ohne Grenzen funktioniert. Irgendwann aber entschied der Mensch, Land nicht nur nutzen sondern auch besitzen zu wollen, und als dann Könige kamen, die „ihr“ Land beanspruchten, brauchte es auch Grenzen.
Um die Grenze, die diese beiden Ländern trennte, gab es oft Streit und Krieg. Jahrhunderte lang wurde sie mal nach Norden, mal nach Süden verlegt, je nachdem, wer gerade gewonnen hatte.
Die Kriege brachten viel Leid mit sich. Dabei war es für die Menschen eigentlich egal, welchem König das Land, auf dem sie lebten, nun gehörte, denn sobald ein Krieg vorbei war, ging das Leben wieder weiter.
Mehrere hundert Jahre lang hatte man hin und her gekämpft und war müde geworden. Da fand sich der Rat der Weisen zusammen und beschloss, was niemand für möglich gehalten hatte: Die Menschen sollten abstimmen, zu welchem Land sie gehören wollten.
Als alle Stimmen ausgezählt waren, zog man die Grenze einfach entlang der Mehrheiten. Und das war gut, weil nun jeder wusste, dass man sich nicht mehr streiten musste. Nicht mehr die Kanonen, die Menschen hatten entschieden.
Seit nun mehr als 100 Jahren hat es an der Grenze zwischen Dänemark und Deutschland keinen Krieg mehr gegeben, nachdem 1920 im Rahmen des Versailler Vertrages die Abstimmung durchgeführt worden war.
Dass die Kanonen schwiegen, war ein Erfolg, doch hatte man ein neues Problem geschaffen: Minderheiten. Und die hatten es nicht leicht. Zu lange war Blut geflossen, als dass die Dänen in Deutschland und die Deutschen in Dänemark nicht immer noch getriezt wurden.
Daraufhin setzte man sich 1955 erneut zusammen und schuf in den „Bonn-Kopenhagener Erklärungen“ ein paar wenige, aber bemerkenswerte Zusatzregeln:
„Die Erklärungen gestehen den Minderheiten keine Sonderrechte zu; es werden jedoch das freie Bekenntnis zur jeweiligen Volkszugehörigkeit sowie die Gleichbehandlung aller Staatsbürger bestätigt.“
Seitdem ist Frieden. Zwar werden Dänen und Deutsche vielleicht nie beste Freunde werden, aber das Blutvergießen ist vorbei und tatsächlich ist man miteinander stolz darauf.
Könnte das nicht auch an anderen Grenzen möglich sein?
Quellen: wikipedia, Abstimmung-schleswig-1920.png und Wikipedia, Bonn-Kopenhagener Erklärungen