Tempo 120 plus öffentliche Rennbahnen
Spricht man mit deutschen Autofahrern, die gerade von einem Dänemarkurlaub zurückkommen, erzählen sie oftmals und als sei es ein Teil des Erlebnisses gewesen: „Der Verkehr war soo entspannt. Du fährst da mit 110, 120km/h, keiner drängelt, alle cruisen und kommen gut voran. Viel besser als bei uns.“
Zurzeit – und seitdem ich Zeitung lese, wohl zum dritten Mal – dreht sich die öffentliche Diskussion mal wieder um ein Tempolimit auf der Autobahn. Mal wieder soll die Natur profitieren, weil Autos die langsamer fahren, weniger Sprit verbrauchen. Mal wieder soll auch der Sicherheit geholfen werden, wo es dann manchmal etwas theatralisch um „jedes einzelne Opfer“ geht, was ich geschmacklos finde, weil da Tote herhalten müssen, die doch noch leben. Man schickt auch kein Kondolenzschreiben, wenn Opa noch atmet.
Weder wird ein Tempolimit die Todesfälle auf deutschen Autobahnen groß reduzieren, noch den Ausstoß giftiger Gase. Aber warum dieses ewige Hinundher, was nun was bringe? Das Beispiel oben zeigt doch, was wir wirklich gewinnen können: stressfreies Autofahren. Ist das denn nichts? Wie viele Fahrer, Männer wie Frauen, fühlen sich unter Druck, weil sie eher langsam fahren oder nur selten auf der Autobahn unterwegs sind und so einen mit 180 heranrauschenden Flitzer nicht aufm Schirm haben? Abgesehen von all den Menschen aus anderen Ländern, die der deutschen Linken Spur nicht gewachsen sind?
Ich bin also für ein Tempolimit.
Sagen wir 120km/h, denn wer längere Strecken zurücklegen muss, weiß, wie ewig sich die Landschaft hinziehen kann, wenn nur 100 erlaubt ist. Und was soll´s, wegen 120 fällt kein Öko vom Baum.
Entscheidend ist am Ende, dass wir mit dem „Fahr so schnell wie du willst“ auf der linken Spur Schluss machen, nicht zuletzt, weil heute jede alberne Familienschaukel 200 fährt, ohne dass die Fahrer das unbedingt auch können.
Aber was machen wir nun mit all denen, die gern mal Gas geben? Also der Fraktion, die ein Geschwindigkeitslimit verteufelt, weil sie Angst hat, dann gar nicht mehr, nirgendwo mehr heizen zu dürfen? Die dann also umsonst ein Auto mit 300PS gekauft hätte. Und das dann nächstes Mal nicht mehr machen würde und irgendwann wäre Porsche pleite?
Für die bauen wir öffentliche Rennstrecken, angegliedert an das Straßennetz.
Also nicht Nürburgring, wo du als Schleswig-Holsteiner einmal im Leben hinkommst, sondern hier und da eine Schleife neben der Autobahn. Man müsste nichts bezahlen, könnte einfach mal heizen und würde sich dann wieder in den Verkehrsfluss auf der Autobahn eingliedern.
Wäre damit nicht allen geholfen? Wäre dann nicht endlich diese ewige Diskussion vom Tisch? Und hätte man nicht gezeigt, dass es in der Gesellschaft immer auch darum geht, alle ernst zu nehmen? So dass die Ökofundis nicht mehr auf den Autofundis rumhacken müssten und umgekehrt? All die Aggression wäre von der Straße. Und dafür sollten wir echt Geld ausgeben.